Der HR Award geht dieses Jahr in die dritte Runde und zeichnet im Rahmen der HR Inside Summit auch 2018 wieder die innovativsten Recruiting-Projekte aus. Als Pionier auf dem Gebiet Recruiting hat Eurest 2017 sein Recruiting-Projekt „Back to the roots“ vorgestellt. Wir haben mit Sabine Riedel, HR-Direktorin bei Eurest Österreich, über die Entwicklungen des Projekts gesprochen.

Welches Projekt wurde von Ihnen für den HR Award 2017 eingereicht?

Zur Erklärung: Fortlaufende technische Innovationen und Modernisierungen haben den Alltag der HR-Mitarbeiter/innen in den letzten Jahren maßgeblich beeinflusst. Der Recruiting-Prozess für Unternehmen ist dadurch immer leichter geworden. Manche Bewerbergruppen hingegen tun sich mit der Digitalisierung des Bewerbungsprozesses schwerer. Internetzugang, Kommunikatives Geschick, Computerkenntnisse, unterschiedliche geforderte Dateiformate, etc. – alles Dinge, die oft als selbstverständlich hingenommen werden. Lange, komplizierte Texte erfordern neben sehr guten Sprachkenntnissen aber auch eine sinnerfassende Verarbeitung der Informationen. Deshalb haben wir den HR-Bereich unserer Homepage in eine einfache Sprache „übersetzt“.

Wie genau wurde die Website vereinfacht?

Wir haben gemeinsam mit der Firma capito die Informationen und Stellenangebote auf unserer Website in einer leicht verständlichen Sprache geschrieben. Alle leicht verständlichen Texte auf unserer Website sind mit dem Gütesiegel von capito für „Leicht Lesen“ gekennzeichnet. Schwierige Wörter sind mit grünen Punkten unterstrichen und werden erklärt. Man sieht die Erklärung, wenn man mit der Maus über das unterstrichene Wort fährt. Unsere Website-Besucher können mit nur einem Klick zwischen der einfachen und schweren Sprache wählen.

Haben Sie Beispiele für die „einfachere Sprache“?

Schwere Sprache: Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Basis unseres Erfolges. Daher fördern wir durch ein breites Angebot an beruflichen sowie persönlichen Aus- und Weiterbildungen individuelle Fähigkeiten und unterstützen sie darin, ihr Potenzial voll zu entfalten. Regelmäßige Befragungen des gesamten Teams helfen uns dabei, die Zufriedenheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewährleisten.

Einfache Sprache: Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Basis unseres Erfolgs. Deshalb bieten wir viele verschiedene berufliche und persönliche Ausbildungen und Weiterbildungen. Damit wollen wir die speziellen Fähigkeiten jeder Mitarbeiterin und jedes Mitarbeiters fördern. Wir befragen regelmäßig unser ganzes Team. Damit können wir die Zufriedenheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicherstellen.

Das klingt sehr spannend. Hat die Umsetzung des Projekts gleich von Anfang an gut geklappt?

Nicht von Beginn an. Schnell war klar, dass eine zielgruppengerechte Ansprache alleine nicht ausreicht. Für die Bewerbergruppe der Hilfskräfte brauchte es zusätzlich einen eigenen Recruitingweg. Deshalb haben wir das „Karrierezentrum“ für Positionen im Hilfskräftebereich ins Leben gerufen. Damit schaffen wir die perfekte Balance zwischen unserem neuen, modernen und technisch fortschrittlichen Bewerbermanagementsystem und den Wünschen und Forderungen der Bewerber/-innen.

Was kann man sich unter dem Karrierezentrum vorstellen und wie arbeitet dieses?

Jeden Freitag zwischen 9 und 11 Uhr können all jene, die eine Stelle als Abwäscher/in, als Buffetkraft, als Küchenhilfe oder Reinigungskraft suchen, persönlich mit ihren Bewerbungsunterlagen bei uns vorbeikommen und sich bewerben. Viele unserer Bewerberinnen und Bewerber haben keinen Internetzugang oder zu wenig EDV-Kenntnisse um sich online zu bewerben. Diese Zielgruppe schätzt es daher besonders, dass wir für sie persönlich und unkompliziert erreichbar sind. Für uns hat das Karrierezentrum den Vorteil, dass wir schnell einen Eindruck von den Kandidaten bekommen, da bei diesen Stellen überwiegend die Motivation, das Dienstleistungsdenken und das Hygieneverständnis zählen.

Wie hat sich das Projekt bis jetzt entwickelt?

Eurest blickt nun auf fast ein Jahr „Karrierezentrum“ und „leichter Lesen“ zurück. Die enge Zusammenarbeit mit dem AMS, ihren Trägerinstitutionen und eine positive Mund-zu-Mund-Propaganda füllen einmal wöchentlich unseren neugestalteten Bewerberraum. Pro Woche kommen ca. 10 Bewerber/-innen mit ihren Bewerbungsunterlagen zu uns. Ein Viertel davon hat bereits begonnen, bei Eurest zu arbeiten. Ziel ist, einen großen Pool an Bewerber/-innen für diese Stellen zu schaffen. Gerade im Bereich der Hilfskräfte kommt es immer weniger auf formale Abschlüsse oder jahrelange Berufspraxis an. Hier geht es um Motivation, Dienstleistungsdenken und Hygieneverständnis. Diese Fähigkeiten können in einem persönlichen Gespräch besser überprüft werden. Dadurch profitieren nicht nur wir, sondern auch die Kandidaten/-innen selbst.

Was konnten Sie bei den eingeführten Neuerungen noch für Ihr Unternehmen und Ihre Mitarbeiter mitnehmen?

Durch die beiden Innovationen haben wir zum einen ein stärkeres Bewusstsein für Sprache und für die Verwendung von – für uns als Firma selbstverständlichen – Fachausdrücken geschaffen. Wir bemerken einen signifikanten Rückgang organisatorischer Fragen zum Bewerbungsprozess. Das schafft Freiräume für weitere Recruiting-Aufgaben und die Weiterentwicklung unserer Prozesse. Im September sind wir als Branchensieger bei „BEST RECRUITERS“ gekürt worden. Wir tragen mit Stolz das goldene „BEST RECRUITERS“-Siegel. Dort wurde die „Leichter Lesen“-Funktion als „Best-Practice“-Beispiel vorgestellt. Im Bereich „Lehrlinge“ bekamen wir die Auszeichnung „Top-Lehrbetrieb“. Das positive Feedback für diese Adaptionen, bestätigt unseren Weg.

Nehmen Sie sich ein Beispiel an Eurest und reichen Sie ab sofort auf www.hraward.at Ihr Projekt ein. Neben Recruiting und Employer Branding wird der HR Award auch für die Kategorien Strategie, Leadership und Personalentwicklung, Tools und Services sowie die Spezialkategorien „Newcomer“ und „HR Person of the Year“ vergeben.

Der HR Award wird im Zuge des HR Inside Summit am 10. Oktober 2018 bei der HR-Award-Gala in der Wiener Hofburg verliehen.