Big Data und Data Analytics haben längst in immer mehr Lebensbereiche Einzug gehalten. Sie bieten solide Grundlagen für rationale, schnelle und effiziente Entscheidungen. So liefert die datengestützte Diagnostik mittlerweile präzisere Ergebnisse als jede ärztliche Expertise es vermag.

Was im Online-Marketing begann und aktuell die Medizin revolutioniert, kommt mittlerweile auch im HR an. Das Thema wird auf zahlreichen HR-Blogs, auf Kongressen und anderen Veranstaltungen im Hinblick auf Nutzen, Effizienz, Ethik und Recht eifrig diskutiert. In der Praxis gibt es bislang jedoch nur wenige Beispiele, wie Big Data tatsächlich außerhalb der Eignungsdiagnostik im HR flächendeckend umgesetzt wird.

Als Google mit seinem eigenen Applicant-Tracking-System auf den Markt gekommen ist, war klar, dass der Internet-Riese auch im HR aktiv mitmischen wird. Darüber, dass Google aktuell am Thema „Predictive Recruiting“ (inklusive der Analyse von Wechselwilligkeit) arbeitet, wird heiß diskutiert.

Wer HR Analytics (auch in Deutschland) tatsächlich schon ausgerollt hat, ist LinkedIn. Unter dem Stichwort „Talent Insights“ hat die Microsoft-Tochter seit Ende September ein neues Produkt auf den Markt gebracht, das einen direkten Zugriff auf umfangreiche Analysen von Kandidatenpools, Unternehmensanforderungen und Wettbewerbsinformationen bietet. Die Auswertungen basieren auf den Daten von 575 Mio. Mitgliedern – einer Größe, mit der sich ganze Arbeitsmärkte abbilden lassen.

LinkedIn bietet mit dem Tool eine Antwort auf einen immer komplexer werdenden Kandidatenmarkt, der sich in passive und aktive Kandidaten teilt, den man ohne Active Sourcing kaum erreicht und dem mit seinen vielen regionalen Besonderheiten mit Bauchgefühl nicht mehr beizukommen ist.

Mit dem Analyse-Tool können Personaler in Echtzeit detaillierte Erkenntnisse über die regionale Verteilung von Qualifikationen und über Wettbewerber um Talente erhalten. Mit wenigen Klicks erhalten Recruiter damit beispielsweise die Information, in welchen Städten sie suchen müssen, welche Ausbildung sie ansteuern müssen, bei welchen Wettbewerbern man ggf. Kandidaten abwerben könnte, in welchen Branchen man die gesuchten Talente findet und wie wechselwillig die Kandidaten in den unterschiedlichen Regionen, Firmen und Branchen sind.

Das Tool eignet sich nicht nur zur Ausrichtung der Recruiting-Strategie, sondern auch als Grundlage für Standortfragen. Zusätzlich zeigt es dem Nutzer, wie gut das eigene Unternehmen im Employer Branding und im Talentmanagement ist und es liefert detaillierte Einblicke in die regionale Ausbreitung, über die Vorarbeitgeber und die Qualifikationen der eigenen Mitarbeiter.

Resümierend lässt sich feststellen, dass der Ansatz von LinkedIn sehr vielversprechend ist und eine Fülle wertvoller Informationen liefert. LinkedIn richtet sich mit diesem Produkt jedoch eher an CEOs oder an Personalmanager von Konzernen, was sich letztlich auch an dem stolzen Preis bemerkbar macht.